Freitag, 22. Juli 2016

Aus dem Archiv: Gerhard Marcks zu dem Material Stein (1)

Günter Busch, der langjährige Direktor der Kunsthalle Bremen, war auch der erste Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses. Seit den 1960er-Jahren planten Marcks und Busch eine Monographie über den Bildhauer, ein Projekt, das durch die Gründung des Gerhard-Marcks-Hauses extra Gewicht bekam. Teile des Nachlasses von Günter Busch, die Bildhauer Marcks, Gustav Seitz und Hans Wimmer betreffend, befinden sich seit 2014 in unserem Museum und werden hier Schritt für Schritt aufgearbeitet.

In diesem Nachlass befindet sich eine Reihe von wichtigen handschriftlichen Notizen von Marcks, die Busch bei der Vorbereitung der Monographie helfen sollten. Diese um 1950 zu datierende Notiz zeigt, wie sehr Marcks sich noch der ursprünglichen Idee des Bauhauses mit seinen beiden Polen Handwerk und Kunst verpflichtet fühlte:



Transkription:
Stein: Symbol der Dauerhaftigkeit (heute?)  
a) handwerklich: Primitives Werkzeug (:Steinzeit) Spitzmeißel Stockhammer
Je härter je edler. Pfeilspitzen, Dolche, Calumets (gewagte Formen)
Kunststein, Bohrer, Säge (unplastische Verwendung)
b) Künstlerisch: Beobachtung, Geduld, Ehrfurcht (Steinzeit)
Den Block zu formen, zum Leben erwecken (die Form steckt drinn)
Arbeitsvorgang erzwingt Formgebung
Punktieren Entartung.

Das Muster ist typisch für die Notizen von Marcks. Es gibt ein Thema, dann eine oder zwei prinzipielle Beobachtungen und abschließend ein Bemerkung über Aspekte, die aus seiner Perspektive prinzipiell problematisch sind. Die Erwähnung von Calumets (indianische Pfeifen) mag mit der Amerikareise des Künstlers zu tun haben. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen