Montag, 23. November 2020

Das Bauhaus, das keiner will (2/5) 

Marcks, das Bauhaus und die Bildhauerei

Gerhard Marcks kam 1919 als einer der ersten Lehrer an das Bauhaus. Er sollte die Werkstatt für architekturbezogene Keramik aufbauen, aber die Idee des modernen Gebäudes als Gesamtkunstwerk wurde schon bald verlassen. Im Herbst 1920 wurde die Bauhaustöpferei in Dornburg gegründet, die Marcks bis Anfang 1925 leiten sollte. Danach wechselte er an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle a.d. Saale.

Das frühe Bauhaus verband die Idee einer Kunstakademie mit der einer Kunstgewerbeschule und sah das Erlernen eines Handwerks als die notwendige Basis. Die zweite Grundlage war die Erforschung der (stereometrischen) Grundformen und der künstlerischen Bildmittel. Für die Maler waren das Linie, Farbe, Fläche und Rhythmus. Für Marcks als Bildhauer waren es vor allem plastische Kontraste. Seine frühen Figuren sind ein Labor der Formexperimente. 

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 Das Relief »Frau mit Säugling« von 1919 ist bis auf eine Ausnahme nur aus konvexen Formen aufgebaut, »Mann und Frau« von 1921/23 erforscht die Wirkung von geraden Winkeln in Ansicht und Querschnitt. Jede Figur aus der Bauhauszeit erweist sich als Untersuchung eines spezifischen bildhauerischen Problems.

Gerhard Marcks: Mann und Frau 1921/23


 

Mittwoch, 18. November 2020

 

Das Bauhaus, das keiner will (1/5)

Gerhard Marcks: Läufergruppe, 1923

Die »Läufergruppe« ist ein Hauptwerk von Gerhard Marcks. Wir konnten das Werk erwerben, weil das Museum of Modern Art (MoMA) in New York es 2019 »entsammelte«. Bremer und Hamburger Bürger haben uns beim Ankauf dieser wichtigen Arbeit unterstützt, wofür wir sehr herzlich danken.

Wir haben die Geschichte der Plastik in einer Ausstellung erzählt und packen sie jetzt auf den Blog.

Die »Läufergruppe« ist eine der wenigen Bronzeplastiken in der Geschichte der Schule. Während seine Kollegen neue, modern aussehende Materialien erforschten, griff Marcks bewusst auf das altehrwürdige Bildhauermaterial zurück, genauso wie er die Technik des Holzschnittes reanimierte. Das passt nicht zu den heute vorherrschenden Vorstellungen vom Bauhaus als Hochburg des modernen Designs. Dass das MoMA sich im Jubiläumsjahr dazu entschied, das Werk zu verkaufen, ist in diesem Zusammenhang bezeichnend.